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REPOR­TA­GE

Ein Pro­jekt-High­light:

Senior*innen ler­nen von Schüler*innen die Nut­zung der Neu­en Medi­en – Inter­ge­ne­ra­ti­ver Medi­en­tag in Blei­che­ro­de

Es ist der 28. Novem­ber 2017, zwan­zig vor zwei, in der Wohn­ein­rich­tung WBG Süd­harz in Blei­che­ro­de herrscht ein bun­tes Trei­ben: Die Ein­gangs­tür ist geöff­net. Es tip­pelt und tap­pelt, es raschelt und klap­pert. Schon am Haus­ein­gang ein Pla­kat mit dem Hin­weis: „Inter­ge­ne­ra­ti­ver Medi­en­tag“. Eine Ver­an­stal­tung, die im Rah­men des Pro­jek­tes „Medienmentor*­innen für Senior*innen“ des Landes­filmdienst Thü­rin­gen statt­fin­det.

Jede Men­ge älte­re Men­schen sind schon vor Ort, schie­ben sich durch den Flur anein­an­der vor­bei, immer­zu kom­men wei­te­re die Trep­pen hin­auf. Man kennt sich, lacht, und grüßt sich herz­lich. Auf­regung, Neu­gier und Vor­freu­de lie­gen in der Luft. Älte­re und weni­ger alte Men­schen ste­cken ihre Köp­fe in die Räu­me, hal­ten hier und da einen Schwatz, in einer knap­pen hal­ben Stun­de soll es los­ge­hen. Dazwi­schen zwei Schü­ler und eine Schü­le­rin der zehn­ten Klas­se der Löwen­tor­schu­le Blei­che­ro­de: bes­tens vor­bereitet, aber schreck­lich auf­ge­regt. Sie ste­hen vor der gro­ßen Auf­ga­be, in den nächs­ten zwei Stun­den knapp vier­zig Senior/innen alles Wich­ti­ge über Smart­phones, Lap­tops und das Inter­net beizu­bringen.

Herr Fied­ler, der die Ver­an­stal­tung in den Räu­men der Volks­so­li­da­ri­tät vor­be­rei­tet hat, begrüßt die Ankom­men­den herz­lich. Fast alle kennt er per­sön­lich. Er war frü­her Leh­rer, hat vor eini­ger Zeit gemein­sam mit sei­ner Frau, selbst Leh­re­rin, die Nach­hil­fe „Gesun­des Ler­nen“ gegrün­det. Seit fast 40 Jah­ren arbei­tet er im Bereich Leh­re, was PC und Tech­nik anbe­langt, seit über 20 Jah­ren auch mit Senior/innen. „Ich habe schon immer den Ein­druck, dass es not­wen­dig ist, das zu machen. Und die vie­len Teil­neh­mer heu­te bestä­ti­gen mei­nen Ein­druck.“

Thors­ten Zieg­ler vom Lan­des­film­dienst Thü­rin­gen e. V. kommt von Erfurt ange­reist. Als Zen­trum für Medien­kompetenz und Ser­vice orga­ni­sier­te der Ver­ein die Ver­an­stal­tung und unter­stützt nicht nur mit sei­nem Tech­nik­pool. Die Idee für den „Inter­ge­ne­ra­ti­ven Medi­en­tag“ ent­stand auf einer Schu­lung des Landes­filmdienstes: Im Pro­jekt „Aktiv mit Medi­en – Medien­mentor*innen für Senior*innen” wer­den tech­nik­in­ter­es­sier­te Men­schen geschult, um in ihrer Heimat­region ehren­amtlich Inter­es­sier­te fit für die Nut­zung der Neu­en Medi­en machen. Das „Medien­mentor*­innen-Projekt“ wird vom Thü­rin­ger Minis­te­ri­um für Arbeit, Sozia­les, Gesund­heit, Frau­en und Fami­lie (TMASGFF) geför­dert. Ein wich­ti­ger fach­li­cher Koope­ra­ti­ons­part­ner des Pro­jek­tes ist der Lan­des­se­nio­ren­rat Thü­rin­gen.

Hier in Blei­che­ro­de weiß man, dass die Aus­bil­dung von Medienmentor/innen gera­de im länd­li­chen Raum Sinn macht: „Weil im länd­li­chen Raum die Anbin­dung zu Fami­li­en, Freun­den, Ver­wand­ten, Bekann­ten teil­wei­se nur über gro­ße Ent­fer­nung mög­lich ist, bie­ten sich die neu­en Medi­en an. Weil es ist immer noch bes­ser über Neue Medi­en Kon­takt zu haben, als über­haupt kei­nen“, so Fied­ler. Mit fast vier­zig Teil­neh­men­den – „Eine Zahl, die unse­re kühns­ten Erwar­tun­gen über­trof­fen hat!“, wie er fest­stellt, gehen die drei Work­shops par­al­lel an den Start:

Die Zehnt­kläss­le­rin Emma Gra­ber hält einen Vor­trag über Smart­phones, Whats­App und SMS. Ein Han­dy haben alle älte­ren Leu­te in der Tasche. Aber ein rich­ti­ges Smart­phone hat­te noch nicht jede und jeder von ihnen in der Hand. „Wenn ich Ihnen meins zei­ge, dann fan­gen Sie an zu lachen!“, sagt einer der Teil­neh­men­den und kramt ihr „Tas­ten­han­dy“ her­vor.

Emma erklärt erst theo­re­tisch, was die moder­nen Mobil­te­le­fo­ne so drauf­ha­ben und lässt die Senior/innen dann an Übungs­han­dys eini­ges selbst aus­pro­bie­ren: „Da ist an der rech­ten Sei­te des Han­dys ein klei­ner Kopf, wenn Sie den drü­cken, dann ist es an.“ Man­che Teilnehmer/innen sind schon Pro­fis in der Nut­zung der Neu­en Medi­en: „Ich habe sel­ber seit zwei Jah­ren ein Tablet und wir haben auch ein Smart­phone und da bin ich schon ein biss­chen ver­siert. Es fehlt man­ches noch, aber das Aller­wichtigste kann ich.“, so Ingrid Har­tung aus Nie­der­ge­bra, stol­ze Oma der Schü­ler, die hier Vor­trä­ge hal­ten. Nicht alle anwe­senden Senior/innen sind bereits der­art ver­siert: Herr Rich­ter, 70 Jah­re, aus Soll­stedt, hat aus der Zei­tung von der Veran­staltung erfah­ren und will das Technik­wissen auf­fri­schen, was er sich vor zwei Jah­ren bei einem Volks­hoch­schul­kurs ange­eig­net hat: „Ich möch­te Sachen ler­nen, die ich nicht weiß. Es inter­es­siert mich, ich habe Zeit jetzt. Es hin­dert uns ja kei­ner, auch in unse­rem Alter noch etwas zu ler­nen.“ Nach einer hal­ben Stun­de etwa schlie­ßen die Work­shops, es folgt eine kur­ze Pau­se und die Senior/innen wech­seln in den nächs­ten Work­shop. Wei­ter geht’s mit den Neu­en Medi­en!

Im Nach­bar­raum von Emma erklärt Lukas Bartsch das, was man wis­sen muss, wenn man Ebay, Ama­zon und Goog­le nut­zen möch­te. Auch er macht das Tech­ni­sche gut greif­bar: „Was brau­chen wir denn von Ama­zon?“, fragt er in die Run­de. Prompt die Ant­wort aus dem Publi­kum: „Einen Dru­cker!“ Also wird die Suche, die Aus­wahl und das Bestell­pro­ze­de­re eines Dru­ckers bei Ama­zon erprobt. „Gera­de wenn man älter ist, denkt man immer: Mensch, da ver­säumst du irgend­was. Naja, wir hof­fen ja, dass wir es all­mäh­lich begrei­fen. Man will ja kei­ne gro­ßen Sachen mehr machen, aber so ein biss­chen infor­miert möch­te man schon sein.“ fin­det Carl Hebe­streit, 82, aus Blei­che­ro­de.

Eine kur­ze Pau­se und ein letz­ter Wech­sel zwi­schen den Räu­men: Der Zehnt­kläss­ler Niklas Groh­mann beschäf­tigt sich in sei­nem Vor­trag mit Tablets, Mails und Sky­pe. Hier wird erst ein­mal geklärt, was eine E‑Mail ist und wofür sie taugt. Eine alte Dame begreift sofort: „Und das funk­tio­niert auch noch nachts und ohne Brief­mar­ke, das ist super!“. Alle lachen. Die Stim­mung erin­nert eher an Ferien­lager, als an Schu­le. Die Senior/innen erhal­ten eine Schritt für Schritt-Anlei­tung zum Ver­sand der E‑Mail. Auch wenn das Ein­ge­ben der Mail­adres­se (wie man hier sagt: „Das An-Feld aus­fül­len“) auf­grund zahl­rei­cher Zwi­schen­fra­gen bei­na­he eine Vier­tel­stun­de dau­ert, ist den Teilnehmen­den hin­ter­her klar, was eine E‑Mail ist. Auch inter­es­sant ist das Pro­gramm Sky­pe. Man will die Ange­hö­ri­gen ja wenigs­tens sehen, wenn man schon nicht mehr im glei­chen Ort wohnt. So geht es zum Bei­spiel Mari­an­ne Schind­ler (77) aus Bleich­erode, die in der Zei­tung von der Veran­staltung gele­sen hat: „Mei­ne Toch­ter wohnt in Bay­ern und ich bin hier allei­ne. Da möch­te ich gern Kon­takt haben.“

Am Ende der Ver­an­stal­tung haben die Teil­neh­men­den viel gelernt und sind voll­ends zufrie­den. „Schön, dass es sol­che Gele­gen­hei­ten gibt!“ freut sich die 68-jäh­ri­ge Feli­ci­tas Rich­ter aus Soll­stedt. Der Gewinn liegt nicht allein auf der Sei­te der älte­ren Men­schen. Es ist ein inter­genera­tives Pro­jekt, von dem alle Betei­lig­ten pro­fi­tie­ren. Frau Fied­ler, Leh­re­rin an der Löwen­tor­schu­le in Bleich­erode, die gemein­sam mit ihrem Mann die­sen Tag vor­be­rei­tet hat, betont: „Was wir hier in andert­halb Stun­den schaf­fen, dafür kann man im Unter­richt ein hal­bes Jahr arbei­ten.“ Das Generationen­thema lag der Leh­re­rin schon immer am Her­zen. Ihr Motiv: „Die Schüler/innen müs­sen begrei­fen: Die alten Men­schen kön­nen das nicht so schnell, aber ich kann ihnen das bei­bringen.“ Das ist ein Erfolgs­er­leb­nis. „Was hier gelernt wur­de, das ist was fürs Leben, etwas Ech­tes, und jemand hat was davon.“, freut sie sich.

Nach der erfolg­rei­chen Ver­an­stal­tung sind die Schüler/innen stolz und erleich­tert. Ihre Leis­tung ist wird als die Pro­jekt­ar­beit der zehn­ten Klas­se in ihre Prü­fung ein­ge­hen. Emma lacht hin­ter­her und sagt, sie „war halt schon ganz schön auf­ge­regt anfangs.“ Aber: „Als die Senio­ren ihre ers­ten Nach­rich­ten und Whats­Ap­ps emp­fan­gen haben, da waren sie so begeis­tert. Das war toll!“. Lukas, der im Erklä­ren schon Erfah­run­gen hat, weil er zu Hau­se manch­mal sei­nen Groß­el­tern etwas bei­bringt, „fand es ganz toll, wie vie­le Senio­ren da waren! Und dass auch Fra­gen gestellt wur­den. Und dass man auch den Über­win­dungs­punkt bei den Senio­ren errei­chen konn­te, toll!“. Auch Niklas kon­sta­tiert: „Wir jun­gen Men­schen haben viel mit neu­en Medi­en zu tun, war­um soll­ten wir das kei­nem bei­brin­gen? Gera­de mit Senio­ren macht das Sinn. Aber es war auch eine Her­aus­for­de­rung für mich. Ich habe noch nicht mal Leu­ten, die wenig älter sind als ich, viel­leicht 20, etwas bei­gebracht. Und dann erklärt man Leu­ten etwas, die viel­leicht 50 Jah­re älter sind als man selbst.“
Auch bei Herrn Fied­ler herrscht am Ende gro­ße Zufrie­den­heit: „Mit so viel Nach­frage und so viel Zuspruch hat­te ich nicht gerech­net. Das begeis­tert mich!“. Geplant ist nun eine Fort­set­zung mit ein­zel­nen Ver­an­stal­tun­gen für Han­dy, Tablet und Lap­top: „Da ist Bedarf. Da wird drü­ber gere­det und beim nächs­ten Mal wird es noch mehr sein. Und die­se Wel­le so in Bewe­gung gesetzt zu haben, ist das, was ich immer errei­chen woll­te.“

Es geht auf halb sechs zu und die Räu­me der Volks­so­li­da­ri­tät lee­ren sich, die Stüh­le wer­den gesta­pelt, die Türen geschlos­sen. Auch für den Lan­des­film­dienst geht ein erfolg­rei­cher Tag zu Ende: „Ein intergene­ratives Pro­jekt, das aus Initia­ti­ve der Schüler/­innen vor Ort ent­stand, und wel­ches wir mit Freu­de unter­stützt haben“, resü­miert Zieg­ler.

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